Der Kaffee-Anbau und die Verarbeitung

Was uns wichtig ist

San Carlos verfolgt den Anbau unter traditionellen Gesichtspunkten und alle Arbeiten können allein schon wegen der bergigen Beschaffenheit des Terroirs nur durch Handarbeit geleistet werden. Auch die Setzlinge für die Nachpflanzung werden aus den eigenen Kaffeebohnen gezogen, in Pflanzgärten verteilt und später ausgepflanzt. Man kann sich die Arbeiten an der Kaffeepflanze ähnlich vorstellen wie im Weinanbau an den Rebstöcken. Jede einzelne Kaffeepflanze wird über das Jahr verteilt von kundigen Fachkräften beschnitten, gebeugt, kontrolliert und in Bodennähe von Unkraut befreit. Die Kaffeeernte erfolgt mit mindestens drei Pflückdurchgängen, um einen gleichmäßigen Reifezustand der Kirschen zu gewährleisten.

In der Finca San Carlos erfolgt die Naßverarbeitung in traditioneller Form, wobei der Kaffee einem Fermentationsprozeß unterzogen wird, der auf natürliche Weise die dem Kern anhaftenden Pektine (Pflanzenschleim) entfernt.

Die nasse Aufbereitung mit schälen, waschen und fermentieren und die langsame Sonnentrocknung auf den Trockenplätzen der Finca erfolgt behutsam und in Handarbeit. Das benötigte Quellwasser gelangt nach einer natürlichen Wiederaufbereitung auf den Anlagen der Finca wieder in den Wasserkreislauf. Die Rückstände finden eine Wiederverwertung als Kompost oder organischer Dünger. Auch heute noch erzeugt die Finca einen Großteil der benötigten Energie selbst ohne die Umwelt zu beeinträchtigen unter anderem mit Wasserkraft, durch ein Druckrohr mit angeschlossener Turbine.

San Carlos Kaffee wird im Pergamino, dem Silberhäutchen, auf der Plantage gelagert. Erst kurz vor der Verschiffung durchlaufen die Arabica-Bohnen eine mechanische Schälmaschine, werden nach der Größe 17/18 gesiebt und von Hand sortiert.

Frau Hotzen und ein Mitarbeiter prüfen die Bohnen. Und ein Arbeiter recht den Kaffee während der Trocknung.
Frau Hotzen und ein Mitarbeiter prüfen die Bohnen. Und ein Arbeiter recht den Kaffee während der Trocknung.

Auf der Finca San Carlos wird seit über hundert Jahren Hochlandkaffee in einer international anerkannten und geschätzten Qualität erzeugt. Es werden ausschließlich traditionelle Arabica-Kaffeesorten wie Typica, Bourbon und Caturra angebaut, die in den Röstereien in Europa und USA zur Veredelung von Mischungen verwendet werden. Dieser erstklassige Kaffee ist nunmehr auch als sortenreiner Ursprungskaffee direkt von der Plantage, schonend in kleinen Mengen geröstet, in Deutschland erhältlich.

M.I.R. und unsere Bergoasen

Meine Familie versteht es nun bereits über drei Generationen, im Einklang mit Natur und einheimischen Menschen, eine international anerkannte Qualität von Gourmet-Kaffee zu erzeugen. Wir bauen nach wie vor ausschließlich traditionelle Arabica-Kaffeesorten an wie Typica, Bourbon und Caturra und können damit einen Kaffee höchster Güte und ein Getränk mit besonders magenfreundlichen Eigenschaften garantieren.

Schon mein Großvater dachte und handelte sehr nachhaltig: Daher arbeiten wir seit langer Zeit nach der Anbaumethode M.I.R was bedeutet Manejo Integrado de Recursos – integrierte Handhabung der Ressourcen. Hier wird die Verwendung von agrochemischen Stoffen auf ein Mindestmaß beschränkt. Der Gebrauch wird jedoch vereinzelt gestattet, um die Entwicklung und Ausbreitung unkontrollierbarer Herde von Schädlingen oder Krankheiten zu vermeiden. Die Düngung ist vorwiegend organisch und basiert auf Biomasse aus dem Anbau selbst sowie aus agroindustriellen Verfahren. Chemische Düngemittel werden nur bei ungünstigen klimatischen Verhältnissen angewendet oder sporadisch an besonderen Stellen. Der Anbau und die Instandhaltung unserer Pflanzungen sind nachhaltig, umweltbewusst, respektvoll und das gehört zu unserer Philosophie: lebendige pflanzliche Barrieren gegen die Erosion Kontrolle des Unterwuchses durch Macheten in Handarbeit, Erhaltung der Fluß- und Bachufer durch punktuellen Anbau von Kardamompflanzen, Diversifizierung und Wechsel der angepflanzten Arten, Kompostierung und Wiederverwendung von Biomasse.

Die Kaffeepflanzung auf San Carlos erstreckt sich im Schatten zahlloser Bäume, die außer der Lieferung von organischem Material auch Lebensraum für viele Arten von Zugvögeln, Insekten, Amphibien und Epiphyten bieten und damit beitragen, die außerordentliche biologische Vielfalt zu erhalten.

Transport der Säcke mit dem Maulesel
Transport der Säcke mit dem Maulesel

Beträchtliche Flächen der Finca werden nicht mit Kaffee bepflanzt, weisen weiterhin die ursprüngliche Vegetation der Region auf und schaffen somit „Bergoasen”, in denen endemische Pflanzen und Tiere natürlich wachsen und sich vermehren können.

Nachhaltigkeit und soziale Verantwortung

Die Menschen, deren tägliche Leidenschaft seit Jahrzehnten der Kaffeeanbau ist, machen San Carlos einmalig. Für uns ist ein respekt- und verantwortungsvoller Umgang mit den Menschen, die bei uns arbeiten selbstverständlich.

Wir beschäftigen Mexikaner und auch Mittelamerikaner, hauptsächlich Guatemalteken, die legal als landwirtschaftliche Zeitarbeiter einreisen. Diese Arbeiter widmen sich im Allgemeinen das ganze Jahr über dem Kaffeeanbau, können also als Facharbeiter bezeichnet werden. Auch ist es üblich, daß ganze Familiengruppen aus ihren einheimischen Dörfern in den Bergen auf die Kaffeefincas kommen, um während der Ernte hier zu arbeiten.

Wir fühlen uns der Entwicklung und dem Zusammenhalt unserer Gemeinschaft verpflichtet. Daher stehen wir unseren gleichfalls Kaffee anbauenden Nachbarn, den Ejidatarios (genossenschaftliches Nutzungssystem) mit technischer Beratung bei allen Fragen des Kaffeeanbaus zur Seite. Wir arbeiten mit ihnen zusammen bei der Erhaltung der Wege, bei der Beantragung und Durchführung von Arbeiten der öffentlichen Versorgungseinrichtungen, und vor allem bei der Verbesserung und Erweiterung der Schulen sowie Krankenstationen.

Gesa Hotzen